In der modernen Welt geht die Entwicklung in Richtung digitaler und kontaktloser Zahlungsmöglichkeiten unaufhaltsam voran. Kontinentaleuropa, Asien und die USA haben längst akzeptiert, dass Barzahlung nicht mehr die einzige Option ist. Länder wie Schweden und China sind Vorreiter, mit fast ausschließlich digitalen Zahlungssystemen. Deutschland jedoch scheint noch einen beachtlichen Nachholbedarf zu haben.
Ist wirklich nur Bares, wahres?
Das Hauptproblem besteht in der tief verwurzelten Kultur der Barzahlung in Deutschland. Eine Studie des Bundesverbandes deutscher Banken zeigt, dass vor allem ältere Menschen Bargeld klar der Kartenzahlung bevorzugen. Diese Zahlen sind weit von denen in Ländern wie Schweden oder Großbritannien entfernt, wo bargeldlose Transaktionen die Norm sind.
Einer der Hauptgründe für diese Präferenz ist die Bedeutung, die Deutsche dem Datenschutz beimessen. Viele Bürger befürchten, dass die Aufgabe von Bargeld ihre persönlichen Daten gefährdet und ihre finanzielle Anonymität beseitigt.
In Bezug auf Kreditkartenzahlungen hinkt Deutschland ebenfalls hinterher. Oftmals können Kunden nur mit einer EC-Karte bezahlen, die im Ausland übrigens oftmals komplett obsolet sind. Kreditkartenzahlungen werden oft gar nicht akzeptiert. Dies kann teilweise auf die höheren Gebühren zurückgeführt werden, die Händler für Kreditkartentransaktionen zahlen müssen.
Die Mindestschwelle von 10 Euro für Kreditkartenzahlungen in vielen Geschäften ist ein weiteres Hindernis. Dies verhindert spontane Einkäufe und schränkt die Flexibilität der Verbraucher ein. Natürlich wollen die meisten kleinen Kioske somit die zusätzlichen Gebühren etwas ausgleichen, wenn aber ein Kunde gar nichts kaufen kann, weil er nicht extra für eine Apfelschorle noch weitere 8 Euro investieren will, bringt das sein Geschäft auch nicht voran.
Aber was könnte Deutschland durch eine flächendeckende digitale Zahlungsstruktur gewinnen?
Erstens, Effizienz. Digitale Zahlungen sind schneller und bequemer als traditionelle Bargeldtransaktionen. Sie reduzieren die Wartezeit an Kassen und verbessern das Einkaufserlebnis der Verbraucher.
Zweitens, Sicherheit. Im Falle von Verlust oder Diebstahl kann eine Kreditkarte gesperrt werden. Bargeld bietet diese Sicherheitsvorkehrung nicht. Darüber hinaus sind digitale Zahlungen leichter nachzuverfolgen und könnten dazu beitragen, Geldwäsche und andere illegale Aktivitäten zu reduzieren.
In diesem Kontext ist es wichtig, auch auf die aufstrebende Welt der Kryptowährungen hinzuweisen, die eine neue Dimension der digitalen Bezahlung darstellt. Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und andere bieten nicht nur einen alternativen, dezentralisierten Zahlungsmechanismus, sondern eröffnen auch neue Möglichkeiten für sichere und nachvollziehbare Transaktionen. Doch welche Krypto kaufen, ist eine viel gestellte Frage, da Votalität und Kursschwankungen große Auswirkungen auf den Wert des eigenes Geldes haben kann. Dann muss auch geschaut werden, welche der Kryptowährungen auch vom Händler akzeptiert werden, weshalb fast wöchentlich neue Währungen auf den Markt gebracht werden, welche alle die derzeitige Marktstruktur revolutionieren wollen.
Drittens, die wirtschaftlichen Vorteile. Eine Studie von Moody’s Analytics ergab, dass der verstärkte Einsatz von elektronischen Zahlungsmitteln zwischen 2011 und 2015 das BIP von 70 untersuchten Ländern um durchschnittlich 0,8 Prozentpunkte erhöht hat. Diese Steigerung war vor allem auf die gestiegenen Konsumausgaben zurückzuführen.
Es gibt bereits positive Beispiele im Ausland. In Schweden, einem Land, das sich auf dem Weg zur Abschaffung des Bargelds befindet, hat die weit verbreitete Akzeptanz digitaler Zahlungsmethoden das Einkaufserlebnis verbessert und dazu beigetragen, die Kriminalitätsrate zu senken. In China hat die weit verbreitete Einführung von Mobile-Payment-Systemen wie Alipay und WeChat Pay das Land in eine nahezu bargeldlose Gesellschaft verwandelt, in der selbst Straßenverkäufer QR-Codes für digitale Zahlungen anbieten.
Wo geht die Reise hin?
Deutschland hat auch erste Schritte unternommen, um digitale Zahlungssysteme zu fördern. Mit dem Aufkommen von Apps wie Google Pay und Apple Pay sowie der zunehmenden Nutzung von Near Field Communication (NFC) Technologie in Smartphones und Kreditkarten wird das kontaktlose Bezahlen immer einfacher und bequemer. Einzelhandelsketten wie REWE und Edeka führen schrittweise das kontaktlose Bezahlen ein, und einige Geschäfte und Restaurants akzeptieren nun auch kleinere Beträge per Karte.
Dennoch bedarf es weiterer Anstrengungen, um die digitale Transformation des Zahlungsverkehrs in Deutschland zu beschleunigen. Dies könnte eine stärkere Sensibilisierung der Verbraucher, den Abbau von Gebührenbarrieren für Händler und eine größere Akzeptanz von Kreditkartenzahlungen beinhalten.
Unterm Strich lässt sich sagen, dass Deutschland trotz der bestehenden Herausforderungen erhebliche Vorteile aus einer stärkeren Verbreitung digitaler Zahlungen ziehen könnte. Es liegt an den politischen Entscheidungsträgern, den Finanzinstituten und den Verbrauchern selbst, diese Veränderung zu fördern und die Vorteile von mehr Effizienz, Sicherheit und Wirtschaftswachstum zu nutzen. Mit der richtigen Kombination aus Sensibilisierung, Regulierung und technologischer Innovation kann Deutschland die digitale Zahlungsrevolution vollständig umarmen und auf das nächste Level bringen.